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27. Januar 2016

Gewichte waren gestern – jetzt kommt Kettlebell!

 

Bei mir hat’s geklingelt – dank Kettlebell, der kuhglockenartig designten Hantel aus den USA. Naja, eigentlich ja aus Russland…

Aber nochmal von vorn.

Gewichte heben, neuer Trend? Das kann ich mir ja kaum vorstellen. Nachdem bereits Jane Fonda in den 70ern, na ja, sagen wir spätestens Jennifer Wade in den 80ern schon rosa Hanteln im Stringbody auf Radlerhosen stemmten, kann ja die Erfindung nicht so neu sein. Dennoch: Ich bin neugierig. Die Kugelform des Eisens ist jedenfalls eine ungewöhnliche Idee.

Viele andere Interessierte wollen die Kettlebells auch sehen, die Anmeldungszahlen für die Vorstellung des Geräts in New York sind gut. Damit sind wir aber auch schon beim philosophischen Teil angelangt: Gerät? Kann man bei einem Stück Eisen eigentlich von einem Gerät sprechen? Ich bin skeptisch, zumal das Ding im Internet aussah wie eine Kugelstoßer-Kugel mit Griff dran. Als ich schließlich in New York auf der Kettlebell-Convention im Marriott-Hotel am Times Square angelangt bin und das Prachtstück in den Händen halten, stelle ich fest: Es sieht wirklich ganz genau so aus. Wie eine Kanonenkugel, in verschiedenen Größen bis zu 25 Pfund erhältlich. Gibt’s ganz roh als Schwarzenegger-Variante in harsch gebürstetem Eisen oder für eine hübschere Optik mit schickem farbigem Kunststoffüberzug, auch in pink. Die Kettlebell ist nur wesentlich größer und schwerer, als ich dachte. 8 Pfund, stolze vier Kilo, werden mir im ersten Kurs empfohlen. Der ist (Frau Fitness-Expertin lässt sich ja nicht lumpen!) zwar für Fortgeschrittene gedacht, aber für Anfänger ist ja sicher sowieso langweilig. Es sind etliche Journalisten aus der Fitness-Branche zur Kettlebell-Convention angemeldet und die Demo-Geräte schnell an willige Neulinge verteilt. Im Gegensatz zur Kugelhantel, die es übrigens bereits seit dem 19. Jahrhundert gibt, ist der Griff ein wenig verändert worden, die Hantel ist benutzerfreundlicher und in verschiedenen Gewichtsklassen erhältlich. Das Training, das ursprünglich aus Russland kam, ist an moderne Anforderungen angepasst und mit internationalen Experten zu einem effektiven Ganzkörpertraining weiterentwicklet worden.

Dann geht’s los, und zwar von Anfang an ziemlich knackig. Zuerst wird die Bewegungsform mit der Kettlebell erklärt: Klar muss man das Ding auch mal heben, aber es wird auch viel geschwungen und gewuchtet und ich kann mir nicht helfen, es sieht nach Kugelstoßen aus.

Der Trick mit der Kettlebell: Der Schwerpunkt wird vom Körper weg verlagert, dadurch sollen Core-Muskeln verstärkt trainiert werden, die Gravitationskräfte werden genutzt und das Üben soll insgesamt effektiver und intensiver als ein herkömmliches Hanteltraining sein.

Die Trainerin kombiniert also Lunges (Ausfallschritte nach hinten) mit seitlichen Auf- und Abschwüngen des Geräts und nicht zuletzt wegen des hohen Gewichts empfinde ich das Üben als ziemlich anstrengend. Die Bewegungen sind vor allem im Schulterbereich ziemlich ungewohnt und erfordern verhältnismäßig viel Beweglichkeit im Oberkörper, gleichzeitig Kraft in Bauch und Rücken. Ein wenig Geschicklichkeit ist auch gefordert, wenn man im Schwungmoment kurz loslassen muss, um in eine andere Griffposition zu gelangen. Meine Muskeln sind nach etwa 20 Minuten eigentlich schon am Limit, aber aufhören? Kommt nicht infrage. Na gut, nach 40 Minuten, ich gebe es ja zu, musste ich dann doch einen Gang runterschalten bzw. mir eine leichtere Kettlebell reichen lassen und die letzten Liegestütz mit engem Griff lasse ich großzügig weg. Nach einer Stunde bin ich wirklich gut durchgearbeitet.

Fazit: Ein tolles Workout, ich bin wirklich begeistert. Von muffiger Hantelschwinger-Atmosphäre oder Oldschool-Schwergewichtlern keine Spur, dafür intensives Core-Training (manchmal sogar Hardcore!) und eine Menge innovative Moves.

Ein deutliches Manko gibt es dennoch: Durch Schwungbewegungen, vor allem in einer Aufwärtsbewegung des Arms, schlägt die Kugel gerne unsanft an die Außenseite des Handgelenks und verursacht sehr leicht blaue Flecken. Laut Hersteller soll das an unsachgemäßer Handhabung liegen, aber Nachforschen im Team der angehenden oder bereits ausgebildeten Trainer ergibt eindeutig: Mit diesen Folgen muss eigentlich jeder Kettlebell-Neuling rechnen.

Der Spaß am Üben wiegt aber die kleinen Blessuren jedoch locker auf: Wer ein intensives, forderndes Workout sucht, neue und unkonventionelle Bewegungsabläufe mag, ist mit dem Training bestens bedient. Vor allem Leute, die Spaß an Langhanteltraining haben, werden hier sicher auf ihre Kosten kommen. Weiterer Pluspunkt: Die meisten Trainer achten bei der Gestaltung des Trainings auf gleichzeitige Bewegung von Ober- und Unterkörper. Das hält den Puls oben, ein Ausdauertraining und Fettverbrennung on top ist garantiert. Unbedingt ausprobieren!

Mehr Infos zu Conventions, auf denen man die Kettlebells testen kann: www.ifaa.de

 

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